Westernreiten, aber richtig

 

Reitstunden für 10 €!

 

Gibt es bei uns nicht. Denn es wäre uns nicht möglich, unsere Pferde damit vernünftig zu versorgen und dann noch unsere eignen Rechnungen zu bezahlen.

Immer wieder höre ich von Eltern: ihr seid so teuer. Bei Reitschule XYZ kostet die Reitstunde nur 10 € und dauert 60 Minuten. Ich finde es sehr traurig, dass solche Aussagen ernsthaft fallen. Immer wenn es günstig und günstiger sein soll, leidet etwas oder jemand.

 

Um etwas Transparenz in vernünftige Preisgestaltung zu bringen, hier eine kurze Aufstellung von anfallenden Kosten.

 

Bei offensichtlichen Kosten wie Heu, Wasser, Kraft- und Mineralfutter sind die meisten Eltern noch bei mir und einverstanden. Ein Pferd frisst im Durchschnitt am Tag je nach Größe zwischen 10 und 30 kg Heu. Nehmen wir also einmal 20 kg als Durchschnitt. Macht im Monat 600 kg Heu! Sind zwei Rundballen Heu, also 50 € nur Heu. Weiter geht es mit Wasser: ein Pferd trinkt zwischen 20 und 80 l Wasser jeden Tag. Durchschnitt 50 l, im Monat 1500l somit je nach Gemeinde 6 €.


Kraftfutter und unabdingbar Mineralfutter haben wir im Monat umgerechnet 27 € pro Pferd im Durchschnitt. Auf irgendetwas liegen wollen die Pferde auch noch, also Sägespäne monatlich pro Pferd 6 € (und das ist wenig)

Somit sind wir bereits bei 89 €

 

Nun geht es weiter mit unabdingbaren Versicherungen wie Betriebshaftpflicht, Schulpferdehaftpflicht, Reitlehrerhaftpflicht und natürlich die normale Haftpflicht, welche uns monatlich umgelegt auf die einzelnen Pferde und Ponys (ja Versicherungen machen da keinen Unterschied) pro Pferd 37 € ausmachen.

Wären wir bereits bei 126 €, nur dass das Pferd da steht.

 

Apropos stehen: stehen muss es ja auch noch. Stall, Weidefläche, Ausstattung, Strom, Stromzäune, Unterstände alles muss gekauft und eingebaut werden. Auch machen Pferde ständig etwas kaputt oder es ist einfach abgewirtschaftet. Setzen wir hier einen geringen Betrag von 50 € an. Wer Pacht zahlen muss, hat hier weitaus mehr.

Sind wir bereits schon bei 176 €

 

Nun haben wir aber noch kein Pferd gekauft. Unsere Pferde liegen zwischen 1000 € und 15000 € im Wert und Abschreibung. Nehmen wir hier einen Mittelwert von 7500 € in eine Abschreibung von 8 Jahren aufs Monat sind ca 70 € Abschreibung pro Pferd und Monat

Bereits schon 246 € monatlich

 

Nun braucht das Pferd aber auch noch einen Sattel, Pad, Zaumzeug, Putzzeug, Decken, Longen, Futtereimer usw. Unsere Sättel liegen 1000 bis 3000 €, ein Mittelwert von 2000 € zzgl restlicher Ausstattung, die ja bitte gut aussehen soll und neuwertig. Sagen wir günstigst 500 € Abschreibezeitraum von 5 Jahren sind wir im Monat bei 42 €

Bereits schon 288 €

 

Nun kommt noch ein Punkt, welcher nicht kalkulierbar ist: der Tierarzt. Die letzten Jahre haben einen jährlichen Aufwand von ca 90 € pro Monat und Pferd gezeigt. Das ist absolut realistisch

Somit sind wir schon bei 378 € pro Pferd

 

Haben wir noch den guten Hufschmied, welcher bei uns alle acht Wochen kommt, manch ein Beschlag hält nicht einmal sieben Wochen. Manche Pferde müssen wir beschlagen, weil sie ja laufen können sollen auf unseren Böden. Somit sind wir im Durchschnitt pro Pferd bei 49 € im Monat.

Wir sind bereits bei 427 € pro Pferd im Monat

 

Wir haben bisher keine Werbung gemacht, keine größeren Anschaffungen, wie Traktor, Hallenbau usw gemacht. Der Reitlehrer hat bisher nichts verdient. Rechne ich diesen Betrag auf einen Tag herunter, kostet mich ein Pferd pro Tag 14,23 €.

 

Alle Kinder und Eltern wünschen sich motivierte, ausgeruhte Pferde. Die Pferde sollen bitte nicht mehr als ein bis zwei Stunden am Tag laufen und bitte doch mindestens einen Tag Pause haben. Somit muss ich den Betrag auf sechs Tage umrechnen. Wären also schon 16,60 €. Gehen wir von zwei Reitstunden pro Tag aus kostet jedes Pferd in der Stunde 8,30 €. Läuft ein Pferd mehr, wird es abgestumpft, unmotiviert und kann den Reitern nichts mehr beibringen. Wenn ich als Reitlehrer den Mindeststundenlohn ansetze von 18 €, weil ich ja alles noch selber bezahlen muss und von einer Reitstundenbelegung von maximal drei Reitern rechne komme ich inkl Mwst, was ich ja auch noch bezahlen muss auf einen Reitstundenpreis von 17 € in der Gruppe. Das geht nur wenn all meine Pferde sechs Tage die Woche zwei Stunden laufen, und keines krank ist. Sonst müsste ich es ja auf die anderen Pferde umlegen!!!

 

Hier ist kein Risiko-, Schlechtwetter-, Krankheitszuschlag des Reitlehrers, keine Fortbildung, keinen Tag frei, kein Urlaub, kein Korrekturtraining und auch keine Unterstützung für den Stall mit eingerechnet. Ein 7 Tage Knochenjob mit hohem Risiko.

Würde ich hier die wirtschaftlich plausible 80 % Regelung anwenden würden die Reitstunden weit über 30 € kosten.

 

Warum wir es trotzdem machen? Weil es uns Spaß macht, wir gerne mit Menschen zu tun haben und wir immer noch inständig an die Vernunft der Kunden appellieren, nicht nur den Betrag sondern auch den Aufwand dahinter zu sehen. Wir wünschen uns mehr Verständnis für die anfallenden Kosten. Reitstunden, welche günstig sind, gehen immer Zulasten der Tiere. Der Reitlehrer oder Trainer kann seinen Mund aufmachen. Die Pferde schweigen und müssen ihr Schicksal hinnehmen. Daher bitte immer genau hinsehen, was der Stall bietet. Jeder fängt das Reiten aus Liebe zum Tier an. Diese Liebe beginnt bereits bei der richtigen Reitschulwahl.

 

Reiten für Geringverdiener? Deshalb bieten wir immer wieder Kidsclubs, Events etc an. So haben auch Kinder, aus wirtschaftlich schwächerer Familien die Chance das Pferd zu erleben. Wir achten auf das Wohl unseres vierbeinigen Teams (Zweibeiner natürlich auch), tun Sie dies bei der Reitschulenwahl dem Tier zuliebe auch!

 

Vielen Dank fürs zuende lesen